Unter dem Dach der METTEN Akademie finden seit 40 Jahren hochkarätige Informations- und Weiterbildungsveranstaltungen für ein interessiertes Fachpublikum aus den Bereichen Architektur, Garten- und Landschaftsbau, Baustoffhandel und Stadtplanung statt. Das Angebot reicht von den bekannten METTEN Foren bis hin zu zahlreichen Seminaren zu Themen wie Freiraumplanung und Architektur, Verkehrs- und Bautechnik, Unternehmens- und Personalführung, Marketing und Kommunikation
Jahr für Jahr erkranken in Deutschland rund 1.800 Kinder unter 15 Jahren an Krebs. Intensive Bemühungen haben dazu geführt, dass heute etwa 75 Prozent dieser Patienten geheilt werden können. Dennoch bleibt Krebs im Kindesalter eine lebensbedrohliche Erkrankung, zumal auch die Heilung oft lebenslange Nachwirkungen hat.
Seit 2003 können sich krebskranke Kinder und Jugendliche sowie deren Geschwister im Waldpiraten-Camp der Deutschen Kinderkrebsstiftung von der Krankheit und der Therapie erholen. Mehr als 400 Kinder nehmen inzwischen Jahr für Jahr an den erlebnispädagogischen Freizeiten teil. Die Kosten von annähernd einer Million Euro pro Jahr werden ausschließlich aus Spenden finanziert.
„Sieben Meter über der Erde war ich, dann bin ich gesprungen“, berichtet Willi seiner Mutter aufgeregt am Telefon. „Das war Nervenkitzel pur - aber gesichert, Mama.“ Denn mit Seilen und Schließen wird jeder abgesichert, der sich an die Kletterwand im Camp der Waldpiraten macht: Fast so hoch wie mancher Baumwipfel ragt das Gerüst im Ferienlager der Deutschen Kinderkrebsstiftung bei Heidelberg in die Höhe. „Ich hatte zwar Schiss und bin erst nur halb hoch“, fügt Willi hinzu. „Doch als mich Peter angefeuert hat, bin ich weiter bis ganz nach oben.“ Gleich zweimal hat er den Sprung in die Tiefe gewagt. Ein tolles Gefühl: „Als würde man fliegen“, schwärmt der Elfjährige.
Auf solche Mutproben hat Willi früher oft verzichten müssen. Mit sechs Jahren wurde er krank. Seinerzeit musste der Junge viele Tage in der Klinik verbringen, statt mit seinen Freunden im Wald zu spielen oder Dämme zu bauen. „Doch heute geht es wieder gut“, sagt er. Beim Klettern und Kanufahren mit den Waldpiraten holt er jetzt ein paar der ausgefallenen Abenteuer nach. Das durch Spenden finanzierte und 2003 eröffnete Camp im Heidelberger Stadtwald bietet ihm dafür auf 14.000 Quadratmetern Fläche genug Platz zum Toben - und Raum für Ruhe, wenn ihm danach ist. „Gestern wollte ich eine Stunde alleine im Legozimmer an meiner Burg bauen“, berichtet er. „Das durfte ich.“ Jetzt ist die Burg fast fertig. Willi zeigt stolz auf seinen Bau, in dem Ritter und ein Henker wohnen, und strahlt.
Beim abendlichen Theater setzt sich die neunjährige Rosa in Szene. Auf der Bühne ahmt sie einen Leuchtturm nach und kringelt sich vor Lachen, weil keiner darauf kommt. „Das ist doch ganz einfach“, ruft das Mädchen seinem Publikum zu, das aus den jüngeren Kindern im Camp besteht. Ihre Brüder Benito und Cosimo sitzen derweil bei den Großen am Lagerfeuer. Gebannt hören sie zu, wie Schauspielerin und Betreuerin Daniela Nerger eine Spukgeschichte vorliest, während die Flammen lodern.
Benito gewinnt allmählich Abstand von den Sorgen, die ihn während Rosas Krankheit oft plagten. "Ich wollte etwas machen, wusste aber nicht was", sagt er. "Ich habe mich daneben hilflos gefühlt." Im Camp spricht er mit anderen Geschwister-kindern über solche Erfahrungen. "Ich weiß jetzt", ist er erleichtert, "dass ich nicht der einzige bin, dem es so ging." Überhaupt wird Reden unter den Waldpiraten groß geschrieben, zweimal am Tag gibt es Gesprächsrunden über das Durchlebte. "Da darf man auch mal weinen", sagt Moritz. "Die anderen wissen, wie Scheiße das war." Fast ein halbes Jahr wurde er immer wieder in der Klinik gegen Leukämie behandelt. "Die Therapie ist ganz schön hart", unterstreicht er. "Wenn man das durchgestanden hat, ist man wirklich stark."
Zumal er noch mehr aushalten musste: Als der 14-jährige Junge krank wurde, haben manche Leute nicht gleich begriffen, was das bedeutet. "Doch statt zu fragen", schimpft er, "haben sie gelacht und gesagt, äh, Krebs, da könnte ich mich ja anstecken." Umso wichtiger waren ihm später die vielen Briefe, die seine Klasse ihm schickte, und die Gebete, die die Familie seines Freundes täglich für ihn sprach. "Toll, diesen Rückhalt zu haben", schwärmt er. Trotzdem ist Moritz froh, gleich nach seiner Akuttherapie Leute zu treffen, die ihn ohne viele Worte verstehen. "Im Camp ist man nicht alleine mit seiner Krankheit", versichert er. "Man kann sich hier richtig frei fühlen und alles machen." Seine Kräfte reichen schon wieder dafür, beim Schmieden das Kupfer spiralförmig auszuhämmern und zu einer Schale zu formen. "Ich lerne dazu", begeistert sich Moritz. "Später will ich Schreiner werden."
„Krebs ist eine Krankheit, die uns fast täglich begegnet. Das Hoffen und Bangen, der Wunsch nach Leben und der kräfteverzehrende Kampf sind für mich erst durch die Erkrankung meines Vaters greifbar geworden. Leider macht Krebs auch vor Kindern nicht halt. Mein Vater ist 60 Jahre alt geworden und konnte auf ein erfülltes – wenngleich auch viel zu kurzes – Leben zurückblicken. Ganz anders ist die Situation bei Kindern! Gemeinsam mit „Klassikradio“ unterstützen wir das Waldpiraten-Camp der Deutschen Kinderkrebsstiftung, in der sich die Kinder von der oft sehr belastenden Therapie erholen können und den Spaß am Leben zurückgewinnen. Helfen Sie mit!“
Dr. Michael Metten
Kontonummer: 555, Bankleitzahl: 370 205 00, Bank für Sozialwirtschaft
Das Waldpiraten-Camp unterstützen wir gemeinsam mit "Klassikradio".
"Bei uns sollen die Kinder ihren Lebensmut zurückgewinnen", wünscht sich Campleiterin Gabriele Geib. "Und ihr Lachen." Denn wie ein böser Geist bleibt manche Erinnerung an die Krankheit im Kopf kleben. Schon der Duft von Brokkoli kann reichen, und alles ist wieder da: Der Geruch von der Klinikkantine, die Chemotherapie, die Angst vor dem Krebs. Als beim Abendbrot ein Mädchen solch ein Schlüsselreiz überkommt, sie bleich und kurzatmig wird, geht Leiterin Geib mit ihr aus dem Saal. Draußen setzt sie sich mit der 16-Jährigen hin, nimmt ihre Hand und lässt sie ruhig von den aufsteigenden Erinnerungen erzählen. Später kann das Mädchen in den Speisesaal zurück, muss es aber nicht.
Es dauert eben, bis die inneren Batterien wieder aufgeladen sind. Zwischendurch müssen auch die tapfersten Piraten dafür gut ausschlafen. Kein Problem für Willi: Er zieht sich gerne ins Nachtlager seiner Blockhütte zurück. Dort ist ein kleines Fenster direkt neben seinem Bett eingelassen. "Meine Piratenluke", nennt Willi das. Durch den Ausguck kann er die Sterne sehen und vom Springen und Fliegen träumen.
Das Projekt zielt auf rund 16.000 landlose Dorfbewohner, arbeitslose Jugendliche sowie unterversorgte Frauen und Kinder aus 102 Dörfern im Distrikt Bagerhat. Zum größten Teil sind sie Analphabeten, arbeitslos oder arbeiten als Tagelöhner in der Landwirtschaft sowie Fisch- und Krabbenzucht. Ohne Hilfe von außen wird sich die Situation der Armen nicht verändern können. Zielgruppe des Projektes sind auch die Gruppenleiter von Selbsthilfegruppen, Lehrer und Sozialarbeiter, die im Landkreis Mollahat arbeiten. Sie benötigen Weiterbildung und müssen ihre Aktivitäten vernetzen, um die von ihnen bereits begonnene Entwicklungsarbeit mit den Landlosen zu festigen.
Hauptziel des Projektes ist die Verbesserung der wirtschaftlichen, sozialen und gesundheitlichen Situation der landlosen Dorfbewohner im Landkreis Mollahat. Mit unserem Engagement unterstützen wir insbesondere die Ausbildung von Jugendlichen in unterschiedlichen Handwerksberufen. Unter dem Leitgedanken der Hilfe zur Selbsthilfe lernen die Jugendlichen unter anderem, Arsenfilter zu bauen und zu installieren.
"Unser erster Mitarbeiter 1938 war ein Auszubildender und seither bilden wir ununterbrochen junge Menschen aus. Wir empfinden dies als einen wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft. Noch viel wichtiger als die Ausbildung in Deutschland ist Weitergabe von Wissen in Bangladesh, einem der ärmsten Länder der Welt. Mit unserem im Jahr 2006 begonnen Projekt in Mollahat unterstützen wir den Bau und den Unterhalt eines Ausbildungszentrums für arbeitslose Jugendliche unter dem Motto ‚Armut überwinden durch berufliche Ausbildung'. Helfen Sie mit!"
Dr. Michael Metten
Damit sind sie zu lebensrettenden Maßnahmen für die ärmsten betroffenen Familien in der Lage. Nach einer Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation WHO ist das mit Arsen vergiftete Trinkwasser in Bangladesh die größte Massenvergiftung der heutigen Welt. Zurzeit sind rund 50 Millionen Bangladeshi der Gefahr einer Arsenvergiftung ausgesetzt. Arsen im Trinkwasser führt zu Vergiftungen, die sich als schwere lepraähnliche Hautkrankheiten bis hin zu Krebserkrankungen zeigen. Nach Aussage der WHO könnte in zehn Jahren jeder zehnte Todesfall in Bangladesh auf einer Arsenvergiftung beruhen. Mit Hilfe des BMZ Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit führt der Projektträger „Lichtbrücke" im besonders betroffenen Gebiet von Kushtia ein integriertes Programm zur Arsenbekämpfung durch. In 33 Dörfern wurden 1.200 Haushalte mit Sono-Filtern versorgt. Denn nur arsenfreies Wasser kann den Fortschritt oder den Ausbruch der Krankheit verhindern. Leichte Fälle können geheilt werden.
Lichtbrücke e.V., Kto. 324002700, Bankleitzahl: 37050299 Kreissparkasse Köln
Seit über 25 Jahren unterstützt der Verein „Hilfe Litauen Belarus e.V.“ viele Einrichtungen in Weißrussland und Litauen. Bereits 1994 gab es die ersten Hilfstransporte in beide Länder. Mittlerweile haben sich die unermüdlichen Unterstützer im Verein „Hilfe Litauen-Belarus e.V.“ mit rund 100 Mitgliedern, unter Leitung des 1. Vorsitzenden Herrn Ulrich Gürster organisiert.Jedes Jahr werden Reisen auf eigene Kosten als begleitender Hilfstransport nach Litauen und Belarus geplant, um dort die einzelnen Institutionen zu besuchen. Vor Ort wird mit Hilfe von Ladelisten kontrolliert, ob die Hilfsgüter ihre Adressaten erreicht haben und zweckgetreu eingesetzt wurden. Wichtig sind diese Besuche aber auch, um einen Überblick der Situation vor Ort zu erhalten und Wünsche bezüglich dringend benötigter Hilfsgüter aufzunehmen. In den 25 Jahren der Hilfe für Litauen und Belarus entstanden über alle Grenzen hinweg tiefgreifende Freundschaften, die aktiv gelebt und vertieft werden.
Derzeit unterstützt der Verein folgende Einrichtungen:
IN LITAUEN:
• Bistumscaritas Vilkaviskis in Marijampole
• Ziniukas-Kindertageszentrum in Kalvarija
• Pfarrgemeinde Marijampole – Sasnava
• Žiburėlio mokykla-daugiafunkcis centras
- Integratives Schulzentrum in Marijampole
• Stadt Marijampole
IN BELARUS:
• Bistumscaritas Grodno
• Priesterseminar Grodno
• Suppenküche in Grodno
• Pallotinerschwestern in Woronowo
• Prijut und Waisenhaus in Radun
• Altenheim St. Hedwig im Dorf Kamenka
• Integrativen Kindergarten in Grodno
Unser Engagement gilt vor allem den Kindern und Jugendlichen, vielen Familien und auch älteren Menschen, die besonders außerhalb der großen Städte unter extremer Armut leiden und die Unterstützung dankbar annehmen. Gezielt durchgeführte Kleidersammeltage und ein Netzwerk von Sachspenden sind die Basis für die Hilfstransporte. Die eingenommenen Geldspenden finanzieren sowohl die kostenintensiven Transporte als auch den Zukauf dringend benötigter Lebensmittel und Hygieneartikel. Darüber hinaus unterstützt der Verein Sonder- und Großprojekte, die von den Ansprechpartnern in Litauen und Belarus vorgestellt werden.
Dr. Michael Metten
Infos zu Spendenkonten
02202-31837
0179-4582444
ulrich.guerster@web.de
www.hilfe-lb.de
Kunst-Station Sankt Peter, Köln
Zum Auftakt der fünften Ausgabe der METTEN FreiRaum Gespräche führte der Künstler Frank Gerritz die Teilnehmenden gemeinsam mit Pater Dr. Stephan Kessler durch die Kunst-Station Sankt Peter in Köln. Dort war die beeindruckende ortsspezifische Arbeit „Sculptural Light“ des Bildhauers zu sehen.
Ein weltweit einzigartiger Ort des Dialogs von Spiritualität mit zeitgenössischer Kunst und neuer Musik ist der spätgotische Kirchenraum der Kunst-Station Sankt Peter, unweit des Kölner Neumarkts – mit prachtvollen farbigen Fenstern aus der Renaissance und dem berühmten Rubensbild „Kreuzigung Petri“. Mitten im Dreißigjährigen Krieg schuf Peter Paul Rubens in den Jahren 1638-40 das Hauptaltarbild für Sankt Peter. Es war sein Geschenk an die Pfarrei, in der er getauft wurde und bis zu seinem zwölften Lebensjahr lebte, einen Steinwurf von der Kirche entfernt. Es war auch sein letztes Bild, das er schuf. Heute sind zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler dazu eingeladen, den von Mobiliar befreiten Kirchenraum aus ihrer Ideenkraft heraus immer wieder neu zu gestalten. Ihre Arbeiten, die sie der Gemeinde für eine gewisse Zeit anvertrauen, konfrontieren den Betrachter mit existenziellen Fragen. Und nehmen unmittelbar Bezug auf den Genius Loci, den besonderen Ort, seinen Geist und seine Geschichte sowie dem berühmten Rubensbild als Herzstück. So auch und insbesondere Frank Gerritz: Der in Hamburg lebende Bildhauer und Zeichner reagiert mit seiner Arbeit „Sculptural Light“ auf den lichtdurchfluteten Raum der Kunst-Station Sankt Peter und vermittelt damit eine spezifische, für den Besucher unvergleichliche Raumerfahrung. „Alle ausgestellten Arbeiten, die Skulpturen am Boden und die Arbeiten an der Wand, ziehen das Licht an, reflektieren es und lassen es uns als etwas bildhauerisch Gestaltetes erleben, als im wahrsten Sinne des Wortes Sculptural Light“, stellt Kurator Dr. Guido Schlimbach in seinem Vorwort zum Ausstellungskatalog fest. Mit seiner insgesamt 1,80 mal 7,42 Meter messenden Bodenarbeit „Passage, 2022“ – 14 Barren aus purem Gusseisen, die in Raumrichtung eine Passage bilden – der Gruppe „Block I bis IV, 1988“ sowie drei großformatigen Wandarbeiten an der Ostwand und in der Taufkapelle markiert Frank Gerritz den Kirchenraum auf beeindruckende Weise und fängt gleichzeitig spürbar sein Licht ein. Vom Boden ausgehend greift sein Werk auf die Wand über und wirkt von dort zurück in den Raum. Bei den beiden Arbeiten „Im Ersten Licht, 2001“ und „Im Letzten Licht, 2009“ in der Taufkapelle bearbeitete der Bildhauer Tafeln aus eloxiertem Aluminium so dicht mit einem Paintstick (Ölwachs-Stift), dass deren Oberflächen einerseits geschlossen wirken, andererseits aber die Struktur des Auftrags sichtbar bleibt. Schwarz ist nicht gleich Schwarz – wo die Aluminiumflächen den Raum spiegeln, zeigt sich in den dunklen Partien der Oberflächen ein Schimmern, ein Rest von Licht, das sich je nach Standpunkt und Ausleuchtung verändert. In der drei Meter hohen und ein Meter breiten Arbeit „The Darksides, 2007“ unter den Chorfenstern entwickeln die mit Bleistift auf einer MDF-Platte gezeichneten Flächen eine Materialität, die von unscharfen Spiegelungen geprägt ist und so die Oberflächen der zweidimensionalen Bildträger in eine räumliche Dimension überführen. Im direkten Dialog mit dem Rubensbild „Kreuzigung Petri“, das im April 2022 nach zweieinhalb Jahren restauratorischer Überarbeitung an seinen angestammten Ort im südlichen Seitenschiff zurückkehrte, präsentiert Frank Gerritz die „Urform“ seines skulpturalen Arbeitens: „Block I bis IV“ waren 1988 die ersten Eisenskulpturen des Künstlers. Die vier je 20x20x20 Zentimeter messenden Quader entsprechen in ihrer Größe dem Durchmesser eines menschlichen Kopfes. Frank Gerritz, der Maße nie willkürlich setzt, sondern sich stets auf den Raum oder den menschlichen Körper bezieht, tritt hier in inhaltlichen Dialog zu Rubens´ Darstellung des kopfüber gekreuzigten Apostels, dessen Haupt eine zentrale Stellung im Bild einnimmt.
Die vierzehnteilige Bodenskulptur „Passage“ hat Frank Gerritz aus Anlass der aktuellen Ausstellung präzise auf die Proportionen des Raums von Sankt Peter entwickelt. Die besondere Materialität der gusseisernen, über viele Stunden im Ofen nachgeglühten Stränge mit je 258 Kilo Gewicht manifestiert sich über unterschiedlich grau changierende Oberflächen. Als klare geometrische Körper mit den Maßen 14×14x180 Zentimeter nehmen sie Bezug auf die Körperlänge des Künstlers. Wer die im Kirchenraum positionierte Bodenskulptur „passiert“, wird von Maß und Rhythmus gleichzeitig mit der Materialanmutung konfrontiert, die in der Oberflächengestaltung eine Vielzahl in Klarheit erfahrbar macht. Die Arbeiten an den Wänden auf Aluminium und MDF erscheinen dem wachen Auge damit nicht mehr nur schwarz, sondern in ihrer Sensibilität dem Licht und dem Raum gegenüber von einer im Sinn des Wortes bezeichnenden Vielfalt. Die räumliche Wirkung der gezeichneten Wandbilder ist je nach Lichteinfall eine andere – sie verändert sich abhängig von Tageszeit und Lichtintensität. „Der Kirchenraum ist eben kein White Cube“, zeigt sich der Künstler begeistert. „Unter dem Einfluss des natürlichen Tageslichts, das durch die farbigen Renaissance-Fenster einfällt, erlebe auch ich meine Arbeiten immer wieder ganz neu.“
Anlässlich der Weltklimakonferenz im November in Bonn und im Rahmen der Ausstellung Wetterbericht. Über Wetterkultur und Klimawissenschaft in der Bundeskunsthalle präsentiert der Künstler Achim Mohné eine großflächige Arbeit auf dem Vorplatz der Bundeskunsthalle, die einen thematisch passenden Beitrag leistet.
Mohné transformiert aus dem digitalen Bildraum die weltweit bekannte Aufnahme der Erde, Earthrise, in den physischen (Bild-) Raum vor der Bundeskunsthalle, indem er die digitalen Bildpunkte, aus denen die Vorlage besteht, mit einer entsprechenden Anzahl an Betonplatten zur Deckung bringt. So entsteht also als analoger Nachbau einer digitalen Bildstruktur ein großflächiges Mosaik aus 6400 quadratischen Bodenplatten, das am Boden unkenntlich/abstrakt erscheint, im Luft- und Satellitenbild dagegen als gepixeltes Bild der Erde erkennbar ist. Die 6400 ‚Bildpunkte‘ – je 25 x 25 cm und insgesamt als Bodenfläche 20 x 20 Meter groß – entsprechen dabei der digitalen Kameraauflösung von nur 0,0064 Megapixeln.
Das Bodenstück scheint sich geometrisch nicht an seiner Umgebung zu orientieren, liegt aber tatsächlich entlang einer Nord-Süd-Achse, sodass es im rechten Winkel mit dem Gitter der virtuellen Karten erscheinen und bei Betrachtung in den virtuellen Globen ‚gerade‘ stehen wird. Das analoge Low- Tech-Format wird nicht von digitalen (Spam-)Filtern erkannt und somit in die Datenpools virtueller Globen wie Google Earth oder Apple Maps übernommen, die diese Daten dann wieder weltweit verbreiten werden; nach dem nächsten Google Earth oder Apple Maps Update, wird das ‚neue‘ Bild also dann sichtbar als ‚Erde im Weltraum‘ aus dem Weltraum gesehen.
672 „Bildpunkte“ – je 50 x 50 cm, insgesamt 12 x 14 Meter –
entsprechen dabei der digitalen Kameraauflösung von nur 0,000672 Megapixeln.
Earthrise wurde bei einer Umrundung des Mondes der amerikanischen Apollo 8 Mission am 24. Dezember 1968 analog aufgenommen. Es gilt als eines der einflussreichsten Fotos auch im Bereich der Klimaforschung und des Umweltschutzes und wurde im Januar 1969 von Times veröffentlicht. Erstmalig wurden nun durch Fotos aus dem All die dünne Atmosphärenschicht – und damit die Fragilität und ‚Verletzbarkeit‘ unserer Erde – im Verhältnis zum Volumen des Globus sichtbar. Das war bahnbrechend, und bereits nach einer Woche schrieb David Bowie sein berühmtes Lied Space Oddity:
Das seitdem im kollektiven Bildgedächtnis verankerte, inzwischen ikonische Bild der Erde nutzt der Künstler für seine Reflexionen und setzt ein Zeichen, das einen bestimmten Standpunkt erfordert. Mohné untersucht ebenso die Frage nach Distanz und Nähe, nach Innen und Außen, nach Oben und Unten sowie nach dem Fremden und Vertrauten. Durch seine Umkehrungen, Filterungen, Bearbeitungen oder auch Bildirritationen erreicht er ein genaues Hinsehen und Wahrnehmen. Und gerade im Zeitalter sogenannter ‚Fake News‘ ist die Frage nach dem ‚Wahrheitsgehalt’ und der Macht eines Bildes (oder von Worten) essenziell und ein Angebot zur Reflexion. Jede Veränderung des eigenen Standpunktes, des ‚Point of View‘, macht aus der (analogen) Abstraktion eine (digitale) Gegenständlichkeit – oder umgekehrt. Diese gesellschaftspolitische Aussage mahnt die Verantwortung eines Jeden: Je mehr man sich mit etwas beschäftigt, das man zunächst nicht versteht, und auch mal seinen eigen Standpunkt verlässt, desto erkenntnisreicher wird das Unverständliche, und daher ist diese Arbeit ein Appell an Aufmerksamkeit und an einen bewussten Umgang innerhalb und mit unserer Gesellschaft und mit unserer Erde.
Der Parameter 010438 ist eine Skulptur, die aus dem Ort heraus für diesen Ort entwickelt wurde. Über eine großzügige Treppe nähert man sich bei der Ankunft im „Ideengarten“ der hoch aufragenden mehrfarbigen Stele.
Der Titel Parameter 010438 verweist auf die Gründung des Unternehmens am 01.04.1938 durch die Brüder Peter und Josef Metten. Symbolisch bildet die Skulptur eine Klammer zwischen Gründung, Geschichte und Gegenwart der Firma. Parameter werden in den unterschiedlichsten Bereichen zu grunde gelegt, um etwas zu entwickeln, herauszufinden und festzuhalten. Die leuchtenden Farben in unterschiedlicher Ausdehnung rhythmisieren die Stele in ihrer Erscheinung. Die Farbfelder eröffnen dem Betrachter freie Assoziationsräume: Ein Mitarbeiter der Firma wird den Parameter anders lesen und empfinden, als der Besucher des „Ideengartens“.
Lutz Fritsch ist bekannt für seine ortsspezifischen Großskulpturen „Rheinorange“ (1992) an der Rhein-Ruhr-Mündung in Duisburg, die „Bibliothek im Eis“ (2005) in der Antarktis oder seine zweiteilige Skulptur „Standortmitte“ (2008) an Anfang und Ende der Autobahn zwischen Köln und Bonn. Seit 1978 beschäftigt er sich mit dem Verhältnis von Linie, Farbe, Fläche und Raum. Kennzeichnend für seine künstlerische Arbeit ist die einerseits intuitive, andererseits analytische Auseinandersetzung mit diesen Aspekten, die er medienübergreifend von der Skulptur über die Zeichnung und Fotografie untersucht. Lutz Frischs Skulpturen greifen in vorhandenen Raumstrukturen ein, verändern diese bzw. bilden neue Räume. Seine Zeichnungen spiegeln Befindlichkeiten des erlebten Raums, während die Fotografien den Blick auf die skulpturalen Erscheinungen von Architektur lenken.
Das seinerzeit „schnelle“ Medium Buchdruck ermöglichte Luther die Reformation, Edward Snowdens weltweite Enthüllungen schlugen die in seiner Gegenwart führende digitale Technologie mit ihren eigenen Waffen. Beide „Whistleblower“ hatten das Ziel, systemische Ungerechtigkeiten aufzudecken. Lucas Cranachs Luther-Portrait ist eine Ikone der Reformation, das weltweit zirkulierende Porträt Snowdens steht für den personifizierten Widerstand gegen digitale Überwachungsmethoden.
Als analoger Nachbau einer digitalen Bildstruktur ist für die Ausstellung „Luther und die Avantgarde“ ein großflächiges Mosaik aus 672 quadratischen Bodenplatten entstanden, das vom Boden aus gesehen unkenntlich erscheint, im Luft- und Satellitenbild dagegen als gepixeltes Porträt Edward Snowdens erkennbar ist. Die 672 „Bildpunkte“ – je 50 x 50 cm, insgesamt 12 x 14 Meter – entsprechen dabei der digitalen Kameraauflösung von nur 0,000672 Megapixeln. Die Bodenarbeit, die in keiner geometrischen Beziehung zu ihrer Umgebung zu stehen scheint, ist tatsächlich exakt nach Norden ausgerichtet, damit sie auf dem Raster virtueller Karten rechtwinklig erscheint.
Das Bild der „persona non grata“ wird im analogen Low-tech-Format von digitalen Filtern nicht erkannt, doch in den Datenbestand virtueller Globen wie Google Earth oder Apple Maps eingeschleust und dort weltweit verbreitet. Sowohl die parasitäre Fremdnutzung des Distributionsprozesses als auch die Umkehrung des fotografischen Apparates folgt Methoden künstlerischer Zweckentfremdung, die im Umgang mit neuen Medien entwickelt wurden.
672 „Bildpunkte“ – je 50 x 50 cm, insgesamt 12 x 14 Meter –
entsprechen dabei der digitalen Kameraauflösung von nur 0,000672 Megapixeln.
„Whistleblower“ stellen heute ein wichtiges Regulativ demokratischer Gesellschaften dar. Digitale Miniaturisierung ermöglicht Operationen im Geheimen, die oft entgegen bestehenden demokratischen Rechten angewandt werden. Dies wird ungeniert betrieben, da die Akteure unkontrolliert walten können. Solche Machenschaften aufzudecken ist meist nur Insidern und Experten möglich.
Die wichtigen Veränderungen einer durch und durch technisierten Gesellschaft werden im digitalen Zeitalter nicht mehr wie in vorigen Zeitaltern durch Theologen, Geisteswissenschaften, Künstler oder Politiker, sondern heute in besonderem Maß auch von Technikern angestoßen, die als Einzige noch fähig sind, die komplexen Vorgänge (wenigstens teilweise) zu analysieren. „Whistleblowing“ wird zukünftig noch größeres Gewicht haben. Machthaber müssen es mehr und mehr fürchten. Hierzu sind nach wie vor Menschen nötig, die bereit sind für die Verteidigung humanistischen Werte einen hohen Preis zu zahlen.
Im Herbst 2017 wurde die Bodenarbeit von Google Earth erfasst, somit ist Edward Snowden nun – zumindest digital und virtuell – wieder in die USA zurück gekehrt.
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